In der Stellungnahme zu unserer Interpellation vom 3.11.2020 „Volksschule Münsingen 2030“ (beantwortet an der Parlamentssitzung vom 23.3.21) wird grundsätzlich der steigende Bedarf an Infrastruktur bestätigt. In Bezug auf konkrete Raumbedürfnisse und die Entwicklung der Schulpädagogik bleibt die Stellungnahme aber sehr vage und unbefriedigend.

Am 17. Januar 2022 fand eine Veranstaltung der BiKo für einen ausgewählten Teilnehmerkreis (“Bildungsinteressierte”) zum Thema «Schulwandel — Welche Schule hat Zukunft?» mit ca. 35 Teilnehmer*innen aus Gemeinderat, Parlament, BiKo, Geschäftsleitung und einigen Lehrkräften statt. Dabei wurden verschiedene Aspekte der Schulentwicklung und Schulraumplanung mit einem externen Referenten diskutiert.

Für die Parlamentssitzung vom 25. Januar 2022 wird ein Investitionskredit von 3.2 Mio CHF für den Ausbau des Prisma Gebäudes beantragt. Er wird mit der Dringlichkeit zusätzlicher Räumlichkeiten für die Umsetzung der Anforderungen des Lehrplans 21 begründet.

Wir begrüssen es, dass die Aspekte der Schulentwicklung und Schulraumplanung betrachtet werden und die Schulraumnot angegangen wird. Wie wir bereits in unserer Interpellation “Volksschule Münsingen 2030” gefordert haben, muss die Schulpädagogik/Schulmodelle definiert sein, bevor weitere Bauvorhaben geplant und umgesetzt werden. Der “Notkredit” für den Prisma Ausbau sehen wir zwar auch als begründet an, warum aber das akute Raumproblem erst jetzt erkannt und kommuniziert wird, ist nicht nachvollziehbar. Wir haben ein ungutes Gefühl hinsichtlich einer nachhaltigen Planung und vermissen Transparenz und Weitsicht.

In der Richtlinienmotion «Schulraumbedarf Münsingen – vorausschauend planen!» der SP und weiteren Unterzeichnenden wird ein Strategieplan Schulraumbedarf gefordert. Wir unterstützen diesen Vorstoss. Dennoch, uns fehlt darin die explizite Forderung nach Transparenz und Partizipation im Prozess, die Sicherstellung, dass die Raumplanung auf der zukünftigen Nutzung (Pädagogik/Schulmodelle) der Räumlichkeiten basiert und, dass der aktuelle Stand der Forschung “Raum als Pädagoge” einbezogen wird. Dabei sind nicht nur die Innenräume zu berücksichtigen, sondern eine gezielte Verbindung
von Innen- und Aussenräumen ist gefragt, bei dem das Potential der Aussenräume in den Planungsprozess ebenfalls miteinbezogen wird.[1]Wir sind der Meinung, dass die Entwicklung “Schule der Zukunft Münsingen” zwingend transparent und partizipativ für alle Beteiligten und Betroffenen ablaufen muss.
Insbesondere für die Lehrer*innen, Eltern, Schüler*innen und die Politik. Denn Schule ist Lebens-, Lern- und Arbeitsort.

Zudem muss die Raumplanung auf der zukünftigen Nutzung der Räumlichkeiten basieren. Er braucht die nötige Agilität und Wandelbarkeit, um einer Vielzahl an Bedürfnissen zu entsprechen. Es muss also vor der Planung der Gebäude klar sein wie sich die Schulpädagogik, Schulmodelle in Münsingen weiterentwickeln sollen. Stichworte: Tages- und Ganztagesschule, Basisstufe, Mehrjahrgangsklassen, Mosaikschule, Sek1-Modell, Integration, Inklusion, IBEM (Integration und besondere Massnahmen) etc. Wir wünschen uns für Münsingen eine fortschrittliche, integrative und barrierefreie Schule, in welcher die Schülerinnen und Schüler ohne Vorbehalte und Schubladisierung auf ihrem Bildungsniveau gefördert und gefordert werden.

Schliesslich muss darauf geachtet werden, dass der aktuelle Stand der Forschung bezüglich Raum als Pädagoge bekannt ist und berücksichtigt wird. Schweizer Kinder verbringen zirka 14‘000 Stunden ihrer Lebenszeit in der Schule. Dass die Gestaltung des Schulraums einen erheblichen Einfluss auf die Lernprozesse der Kinder hat, wissen wir aus zahlreichen Studien und Erfahrungen. Der pädagogische Raum ist ein Lernbegleiter von ganz eigener Qualität, der einen Einfluss auf die gesamte Entwicklung und das Lernverhalten der Kinder hat. Die Gestaltung der Räume, die Beschaffenheit, Materialien, Akustik und die Ausstattung von Räumen sind ausschlaggebend dafür, ob sich Kinder darin wohlfühlen und dadurch optimal lernen und sich entwickeln können. Daher ist es
unabdingbar, dass die Kinder und Jugendlichen in diesen Prozess einbezogen werden. Ein solcher Partizipationsprozess könnte anhand des 4-Phasen-Modells des Leitfadens zur Kinder- und Jugendpartizipation im Schulhausbau geplant werden.

Die Diskussionen um den Investitionskredit Anbau Prisma zeigen, dass das Vertrauen in die Schulplanung gelitten hat. Es ist nun wichtig, mit vorausschauender Planung und guter Kommunikation wieder Vertrauen zu schaffen.

 

Antrag:
Die Ausarbeitung und Kommunikation eines Projektplans zur “Schule der Zukunft –
Pädagogik und Raum” aus dem hervorgeht:

  • Zielsetzung
  • Abgrenzung der Phasen (Zielsetzung, welche Pädagogik und Schulmodelle wollen wir, welche Raumbedürfnisse entstehen daraus, wie wollen wir sie realisieren)
  • Projektorganisation und Verantwortlichkeiten
  • Wer kann wo, wann und wie mitwirken, Partizipation der Schüler*innen, Lehrpersonen, Schulleitenden, Eltern, Bevölkerung, Politik?
  • Wie werden Bedürfnisse abgeholt?
  • Wird es eine externe Projektbegleitung geben, welche die partizipative Ausrichtung unterstützt? Wenn ja, nach welchen Kriterien und durch wen wird diese gewählt?
  • Wie wird die Identifizierung der Anforderungen aus der Pädagogik an Raum und Material sichergestellt?
  • Nach welchen Nachhaltigkeitskriterien wird gebaut?
  • Kommunikationskonzept (nach innen und aussen)
  • Wie wird sichergestellt, dass die nötigen Fachkompetenzen im Projekt vorhanden sind (Einbezug Stand der Forschung insbesondere im Bereich “Raum als dritter
    Pädagoge”)
  • Wie wird die Masterarbeit Schmid, Hermann, Mosimann einbezogen und welche Funktion hat diese?
  • Zeitrahmen der Phasen
  • Budget der Phasen

Originalvorstoss