Postulat

Der Gemeinderat wird beauftragt:

  • Zu analysieren, welche Orte in Münsingen besonders stark von hohen Temperaturen betroffen sind und darzulegen welche hitzemindernden Massnahmen (u.a. Entsiegelung, Begrünung, Beschattungs- oder Wasserelemente) dort lokal und welche übergeordnet (u.a. Berücksichtigung in Bauprojekten und Raumplanung, Beratungsangebot für Private) umgesetzt werden können.

  • Zu prüfen wie aus den Erkenntnissen eine Stadtklimaplanung [3] mit klaren Zielwerten (bspw. Fläche entsiegelt, grosskronige Bäume gepflanzt, Gewässer ausgedohlt etc.) für die nächsten Jahre abgeleitet und in die Planwerke integriert werden kann.

 

Hintergrund

Die Schweiz ist überproportional stark vom Klimawandel betroffen. Hitzetage und Tropennächte nehmen markant zu [1]. In städtischen, versiegelten Gebieten führt der Hitzeinseleffekt dazu, dass die Temperaturen lokal zusätzlich um bis zu 5° C zunehmen [2]. Diese höheren Temperaturen beeinträchtigen die Lebensqualität im öffentlichen Raum und stellen ein erhöhtes Gesundheitsrisiko vor allem für vulnerable Menschengruppen dar.

Es ist die Aufgabe der Gemeinde, die Infrastruktur und die Gestaltung des öffentlichen Raumes an die zunehmende Hitze durch den Klimawandel anzupassen und so die Lebensqualität und Gesundheit der Menschen zu schützen und zu verbessern. In Städten und Agglomerationen ist die Hitzebelastung besonders gross, denn die vielen versiegelten Flächen absorbieren die Sonnenstrahlung und heizen die Umgebung auf. Die Stadtplanung kann diesen Hitzeinseleffekt reduzieren, indem sie den Aussenraum klimaangepasst gestaltet. Wichtig ist, die hitzeangepasste Siedlungsentwicklung frühzeitig in der Planung zu berücksichtigen. Dazu gehören insbesondere die Entsiegelung von bestehenden asphaltierten Flächen, das Pflanzen von grosskronigen Bäumen oder das Schaffen von neuen Wasserflächen [3, 4, 5, 6]. Dann lassen sich vielfältige Synergien schaffen, zum Beispiel mit den Themen Freiraum- und Wohnqualität, Regenwasserbewirtschaftung, Energie oder Natur und Umwelt [5]. Solche Massnahmen machen Münsingen zukunftsfähiger, lebenswerter und attraktiver. Eine möglichst grosse und breite Wirkung wird erzielt, wenn das Stadtklima bereits auf strategisch konzeptioneller Ebene in die übergeordneten Planwerke integriert und in den nachgelagerten Planungen stufengerecht konkretisiert wird [3, 5, 6]. Damit können Zielkonflikte vermieden werden (bspw. kein Platz mehr für Bäume, weil der Untergrund bereits von Leitungen belegt ist).

 

Originaltext deS POSTULATS

Referenzen

[1] National Center for Climate Services – Klimaindikatoren

[2] Berns Westen im (Klima-)Wandel – Wie sich Stadtentwicklung und Klimawandel auf das sommerliche Mikroklima auswirken 

[3] Regeln für ein gutes Stadtklima

[4] Anpassung an den Klimawandel – Online-Tool für Gemeinden

[5] BAFU Impulse für eine klimaangepasste Schweiz

[6] Magazin «die umwelt» 2/2023 – Klimawandel: Wie gehen wir damit um?

UPDATE: Am 10. Juli 2023 ist in SRF/Nano ein sehenswerter Beitrag erschienen „Hitzeinseln treffen Ärmere stärker„. Er zeigt insbesondere auch die soziale Komponente der Klimakrise auf.