Antrag:

Der Gemeinderat prüft wie bei Verpachtungen von Parzellen im Gemeindebesitz eine zukunftsfähige, ökologische und nachhaltige Bewirtschaftung sichergestellt werden kann. Insbesondere ist zu prüfen ob durch angepasste Pachtverträge und/oder durch Vergabe der Pachten im Wettbewerb die Biodiversität auf den kommunalen Parzellen nachhaltig gefördert werden kann.

 

Hintergrund:

Der Zustand der Biodiversität in der Schweiz ist unbefriedigend. Die Hälfte der Lebensräume und ein Drittel der Arten sind bedroht. Mit dem Rückgang der Artenvielfalt ist auch genetische Vielfalt verloren gegangen [1]. Besonders betroffen sind Arten der Gewässer und Feuchtgebiete sowie des Kulturlands [2]. Die Biodiversitätskrise verstärkt sich. Der Verlust an wichtigen Ökosystemleistungen droht. Der Klimawandel ist momentan die drittwichtigste und voraussichtlich ab 2050 die wichtigste Ursache der Biodiversitätskrise. Deshalb wirken Massnahmen gegen den Klimawandel wie die Förderung erneuerbarer Energien langfristig auch dem Biodiversitätsverlust entgegen. Zur Zeit sind aber vorwiegend Landnutzungsänderungen, die zur Degradierung und zum Verlust von Ökosystemen führen, die Hauptgründe für den Biodiversitätsverlust [3]. Weil sie die Kohlenstoffspeicher und die CO2-Aufnahme von Ökosystemen beeinträchtigen, treiben sie auch den Klimawandel an. Die Erhaltung intakter und die Aufwertung degradierter Ökosysteme sind deshalb zentrale Massnahmen gegen beide Krisen.

Pflanzen, Tiere, Pilze und Mikroorganismen reinigen Wasser und Luft und sorgen für fruchtbare Böden. Intakte Selbstreinigungskräfte der Böden und Gewässer sind wichtig für die Gewinnung von Trinkwasser. Die natürliche Bodenfruchtbarkeit sorgt für gesunde Nahrungsmittel.

Im aargauischen Möriken-Wildegg hat die Ortsbürgerqemeinde die Pachtvergabe ihres Landes radikal geändert und fördert damit die Biodiversität [4]. Sie gibt ihr Land nicht mehr ohne Auflagen ab. Sie hat ein neues Pachtreglement mit Vergabekriterien erarbeitet, die einen Beitrag zur nachhaltigen Bewirtschaftung der gemeindeeigenen Pachtflächen und zur Umsetzung des räumlichen Gesamtkonzepts leisten sollten. Zudem wurden Bewirtschaftungsauflagen definiert, welche der ökologischen Aufwertung von Teilflächen dienen.

 

Referenzen

[1] Zustand der Biodiversität in der Schweiz, BAFU
[2] Klimawandel und Biodiversitätsverlust gemeinsam angehen, Swiss academies fact sheets 
[3] Summary for policymakers of the global assessment report on biodiversity and
ecosystem services https://zenodo.org/record/3553579
[4] Möriken-Wildegg Zytig

 

Foto © Markus Jenny, Landwirte punkten mit Biodiversität (30.06.2017

Postulat Original