Motionstext

Die Gemeinde Münsingen entwickelt sich aktiv in Richtung «Schwammstadt» und verfolgt ein klimaangepasstes (Regen-)Wassermanagement im Siedlungsgebiet. Mit konkreten Massnahmen wie bspw. Vorgaben bei zukünftigen und laufenden Bauprojekten, der Entsiegelung von öffentlichen Flächen und der Sensibilisierung von Privateigentümer:innen soll dieses Ziel ab sofort konsequent verfolgt werden.

Hintergrund

Der Klimawandel führt zu mehr Extremereignissen wie Starkniederschlägen, Überschwemmungen, Hitze und Trockenheit. Künftig ist mit heisseren Sommern und mit intensiveren Regenereignissen zu rechnen aber auch mit langen Trockenperioden. In Anbetracht dieser Entwicklung spielt der Wasserhaushalt eine zentrale Rolle. Ein «neuer» Umgang mit Meteorwasser ist gefordert.

In der Schweiz besteht die gesetzliche Pflicht (Art. 7 Abs. 2 eidg. Gewässerschutzgesetz), nicht verschmutztes Regenwasser in erster Priorität zu versickern. Sofern eine Versickerung nicht oder nur beschränkt möglich ist, so ist in zweiter Priorität nach Prüfung der Rückhaltemöglichkeiten die Einleitung in ein Oberflächengewässer anzustreben. Die heute praktizierte Entwässerungsplanung sieht die Machbarkeit der Versickerung und Rückhaltemöglichkeit oftmals als begrenzt an. Daher wird das Meteorwasser oft raschmöglichst abgeleitet.

Dabei wird viel Potenzial nicht genutzt: Meteorwasser könnte das Lokalklima positiv beeinflussen (Kühlung durch Verdunstung), die Erlebnisvielfalt erhöhen (Aufenthalt am Wasser) und die Biodiversität in den Freiräumen fördern. Zudem entlastet das Rückhalten von Meteorwasser die ARA und könnte den Aufwand für die Bewässerung von Grünflächen reduzieren.

Die Schwammstadt [1,2] funktioniert nach dem Prinzip eines Schwamms, zurück zu natürlichen Kreisläufen. Sie saugt Regenwasser auf und speichert es und gibt es den Pflanzen und dem Wasserkreislauf während der immer häufigeren Hitze- und Trockenperioden zurück. Bei Starkregenfällen, die mit dem Klimawandel ebenfalls zunehmen, kann die Schwammstadt die Risiken durch Oberflächenabfluss und Hochwasser eindämmen und helfen, schwere Schäden zu vermeiden.

Dazu braucht es allerdings möglichst durchlässige und lebendige Böden. Bei jedem Bauprojekt sollten die Böden deshalb nach Möglichkeit nicht versiegelt werden, sondern versickerungsfähige Beläge mit entsprechendem Untergrund verwendet und begrünt werden. An schon bebauten Orten lässt sich der Boden aufbrechen und mit durchlässigen Belägen ersetzen. Dächer sollten wie im Baureglement gefordert begrünt werden. Generell sollten alle nicht genutzten, öffentlichen Flächen bezüglich ihrem Entsiegelungspotenzial überprüft werden. [3, 4]

 

Originaltext der Motion

Referenzen

[1] ARD Wissen vor Acht: Die Schwammstadt

[2] BAFU Städte von Morgen: Die Schwammstadt als Antwort

[3] BAFU Regenwasser im Siedlungsraum

[4] BAFU Impulse für eine klimaangepasste Schweiz